Die Religion Balis trägt den offiziellen Namen Hindu Dharma oder Agama Hindu. Diese spezielle Art des Hinduismus ist ein komplexes System, das auch Elemente anderer Religionsgemeinschaften beinhaltet. Vor dem 8. Jahrhundert war eine Form von Animismus auf der Insel verbreitet, die insbesondere auf der Annahme einer beseelten Natur und auf Ahnenverehrung basierte.

Mehr als 95% der Balinesen bekennen sich zum Hinduismus

Kosmologisches Weltbild, in dem Gut und Böse gegenüber stehen

Der Mensch sucht das Gleichgewicht zwischen Dharma und Adharma

Zwischen dem 8. und dem 16. Jahrhundert kamen Hinduismus und Buddhismus, vor allem aus Java, aber auch direkt aus Indien, nach Bali. Durchgesetzt hat sich schließlich der Hinduismus, zu dem sich heute mehr als 95 Prozent der Balinesen bekennen. Vorhinduistische Glaubensvorstellungen gingen dennoch nicht gänzlich verloren, sie wurden vielmehr in das religiöse Weltbild integriert.

Kosmologisches Weltbild

Eine zentrale Rolle im Leben der Balinesen spielt die Ordnung des Kosmos. Jedes Lebewesen und jeder Gegenstand hat nach dieser Vorstellung einen festen Platz im Universum. Das Ordnungsprinzip, Dharma, sorgt dafür, dass dieser Zustand aufrechterhalten wird. Dharma kann allerdings nicht existieren ohne Adharma, eine auflösende Gegenkraft. Diese kann niemals vollständig ausgeschaltet werden, daher muss ständig daran gearbeitet werden, Dharma und Adharma im Gleichgewicht zu halten.

Diese Bemühungen um Harmonie und Ausgleich sind auf Bali allgegenwärtig. Immer und überall kämpft Gut gegen Böse, das Gute kann nie ganz über das Böse siegen, immer wird es Dämonen und böse Geister geben. Es ist deshalb nicht das Ziel, das Schlechte zu eliminieren, denn Dämonen können besänftigt, aber niemals getötet werden.

Gottheiten

Die höchste Gottheit der balinesischen Hindus ist Ida Sanghyan Widi Wasa. Aus seinen ordnenden Kräften manifestieren sich Göttinnen und Götter, aus den zerstörerischen Kräften dagegen Hexen und Dämonen. Brahma der Schöpfer, Vishnu der Erhalter und Shiva der Auflöser sind die bedeutendsten Manifestationen des höchsten Gottes. Jeder der drei Götter hat wiederum eine Ehefrau, die das weibliche, schöpferische Prinzip Shakti verkörpert. Diese werden zusammen mit ihren Gatten in zahlreichen Erscheinungsformen, als göttliche oder menschliche Inkarnationen, verehrt.

Der Mensch

Jeder Mensch selbst besitzt die beiden Kräfte Dharma und Adharma, die im Gleichgewicht sein müssen. Das Karma, die Taten des Menschen, muss sowohl mit dem eigenen Dharma, als auch mit dem des Kosmos harmonieren. Diese Harmonie bestimmt letztendlich, in welcher Form die ewige Seele (Atman) wiedergeboren wird und ob Atman jemals mit der höchsten Gottheit vereinigt und somit befreit wird (Moksa).

Dieses höchste Ziel Moksa kann durch 1. Lehre und Wissen, 2. Gebete und Opferzeremonien oder 3. Meditation und völlige Askese erreicht werden.

Der dritte Weg ist nur wenigen Auserwählten vorbehalten und der erste Weg setzt eine privilegierte Stellung in der Gesellschaft voraus. Die meisten Balinesen gehen also den zweiten Weg, was dazu führt, dass das Leben weitgehend von Ritualen, Zeremonien und Opfergaben geprägt ist.

Hinter den meisten Ritualen steht die Absicht der rituellen Reinigung. Viele davon sind Bestandteil des täglichen Lebens und können jederzeit und von Jedem durchgeführt werden. Einige große Zeremonien allerdings bedürfen eines Zeremonienmeisters in Gestalt eines Priesters.