Tenganan, Bali

Das Dorf Tenganan westlich von Candi Dasa

Die Bewohner des Dorfes Tenganan, das einige Kilometer westlich von Candi Dasa 44 zu finden ist, bezeichnen sich selbst als Bali Aga, "Original Balinesen". Sie beanspruchen eine Sonderstellung unter den Balinesen, da sie Nachfahren der vorhinduistischen balinesischen Gesellschaft sind. Auf ganz Bali gibt es mehrere Bali Aga. Die Leute von Tenganan gehören allerdings zu den konservativsten von allen. Die weitgehend isolierte Lebensart wurde mit einer eigenen "Stadtmauer" vor äußeren Einflüssen geschützt, engere Kontakte und vor allem Eheschließungen wurden seit jeher nur innerhalb des Dorfes gestattet.

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Indra, der Götterkönig selbst, soll der Stammesvater von Tenganan sein. Dieser hatte die Bewohner des späteren Dorfes von einem König befreit, der ihnen verbot, Opfer darzubringen. Die nach der Loslösung entstandene Siedlung wurde Tenganan (Zentrum) Pegringsingan (von Gringsing: ein spezielles Gewebe, das hier hergestellt wird) genannt.

Den hinduistischen Einflüssen konnte sich das Dorf, das als sehr wohlhabend gilt, weitgehend entziehen. Weder Kastensystem noch Tempel und Totenverbrennung spielen in Tenganan eine Rolle. Vielmehr wird eine altertümliche Religion, Religi Purba, ausgeübt. Die Dorfbewohner beten beispielsweise an heiligen Steinen zu den Naturgeistern. Die Reisefelder der Bewohner Tenganans werden von Bauern aus den Nachbardörfern bestellt und bearbeitet, so dass die Bali Aga ihre Zeit voll und ganz ihren Riten und Zeremonien widmen können.

Die Bewohner bezeichnen sich als "Original Balinesen"

Auch bekannt für schöne Doppel-Ikat-Webereien

Die Umgebung wird geprägt durch Reisfelder

In den letzten Jahren hat sich Tenganan mehr und mehr dem Tourismus geöffnet. Im Gegensatz zu vielen balinesischen Dörfern findet man hier Steinhäuser und eine zentrale Straße ist auf den heiligen Gunung Agung 49 ausgerichtet. Auch Langhäuser, in denen traditionell Versammlungen, Hochzeiten und Festlichkeiten stattfinden, gibt es in Tenganan. Diese, eher in isolierten Gesellschaften Borneos oder Sumatras üblichen Bauten, sind auf Bali sonst kaum zu finden.

Bekannt sind die Bali Aga hier für ihr künstlerisches Geschick. Die Manuskripte aus Palmblättern, die mittlerweile auch verkauft werden, erfordern großes Geschick, das bei Demonstrationen unter Beweis gestellt wird. Berühmtheit haben die Bewohner aber vor allem durch ihre Textilherstellung, insbesondere durch die Doppel-Ikat-Weberei, erlangt. Bei diesem Verfahren werden Ketten- und Schussfäden vor dem Weben eingefärbt und danach zu kunstvollen Mustern verarbeitet. Diese Technik ist einzigartig und erfordert viel Zeit. Es kann Monate oder sogar Jahre dauern, bis ein Sarong fertig ist. Das Ergebnis ist dementsprechend teuer, soll aber auch magische Kräfte haben.